Fachinformationsdienst (FID) Religionswissenschaft

Mit der Umstellung des DFG-Förderformates zur überregionalen Literaturversorgung wurde 2016 das Sondersammelgebiet (SSG) „Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft“ in den Fachinformationsdienst (FID) Religionswissenschaft überführt.

Allgemeine Ziele des FID-Programms in Kürze

  • Schneller und direkter Zugriff auf Spezialliteratur und forschungsrelevante Informationen, die nicht an jeder Einrichtung in gleichem Umfang und vergleichbarer Dichte bereitgestellt werden können
  • Ergänzung lokaler Informationsstrukturen durch Dienstleistungen für den Spitzenbedarf, z.B. Aufbau und Pflege komfortabler Nachweis- und Recherchesysteme
  • Orientierung an den Forschungsinteressen und Bedürfnissen der Fächer

Siehe auch: Informationen zum Förderprogramm „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ der DFG

Das Team an der Universitätsbibliothek Tübingen:

  • Mareike Heinritz – Fachreferentin und FID-Leitung
  • Nikolas Magin – Wissenschaftlicher Mitarbeiter
  • N.N. – Diplombibliothekar*in (FID-Projekte)
  • aktuell 3 Projekt-Hilfskräfte und 2 wissenschaftliche Hilfskräfte für die Sacherschließung
  • 1 Mitarbeiterstelle in der IT-Abteilung
  • anteilig weitere Mitarbeiter*innen der Abteilung „Fachinformationsdienste“ und anderer Abteilungen an der UB Tübingen

Erwerbung religionswissenschaftlicher Literatur :: Monografische Literatur

Der FID Religionswissenschaft erwirbt nach einem mit der Fachcommunity abgestimmten Profil Monografien und Sammelwerke des In- und Auslandes. Das Profil umfasst in erster Linie Literatur zu

  • Theorie und Methodik, zu Religionsgeschichte und Religionsvergleich
  • Religionen im internationalen und globalen Kontext, vor allem zu den „New Religious Movements“.
    Achtung: Literatur zu einzelnen nicht-christlichen Religionen wird in den jeweiligen regional ausgerichteten FID gesammelt (z.B. FID "Naher und Mittlerer Osten, Islamwissenschaft"; FID CrossAsia; FID Jüdische Studien) und wird daher nur in Ausnahmefällen vom FID Religionswissenschaft erworben.
  • spirituellen Bewegungen jeglicher Art, sowie zu anti- / irreligiösen Bewegungen und zur Religionskritik.

Pro-aktive und nutzergesteuerte Erwerbung

Neben der vorausschauenden („pro-aktiven“) Erwerbung durch die Fachreferentin gibt es zwei Komponenten einer benutzergesteuerten Erwerbung:

  • Über ein so genanntes „PDA Modell“ (PDA=patron-driven-acquisition) können Nutzer*innen im Rahmen der religionswissenschaftlichen Bibliografie RelBib Erwerbungen auf solche Titel auslösen, die dort zwar nachgewiesen, aber nirgendwo in Deutschland zugänglich sind.
  • Daneben gibt es direkt auf der Portalseite die Möglichkeit, religionswissenschaftlich interessante Titel jeglichen Formats vorzuschlagen, die (noch) nicht in RelBib nachgewiesen sind und daher auch nicht über die o.g. PDA-Funktion bestellt werden können.

Mit diesen drei erwerbungsstrategischen Komponenten glaubt der FID Religionswissenschaft, dem Anspruch einer umfänglichen Literaturversorgung gerecht zu werden.

Erwerbung religionswissenschaftlicher Literatur :: Zeitschriften

Eine Definition darüber, was eine religionswissenschaftliche Zeitschrift ist oder eine Auflistung von Zeitschriften, die für die Religionswissenschaft relevant sind, ist außerordentlich schwierig und wird von den Fachvertretern je nach eigener Forschungsrichtung unterschiedlich ausfallen.

Der FID Religionswissenschaft stellt mittels Abonnements und Lizensierung über 250 Zeitschriften aus der Religionswissenschaft oder angrenzenden Fachgebieten (Stand 2024) bereit. Teilweise sind die relevanten Zeitschriften auch in so genannten interdisziplinären ‚Paketen‘ enthalten. Viele der Zeitschriften wurden bereits im Rahmen des früheren SSG-Programms an der Bibliothek gehalten. Einige Zeitschriften sind deutschlandweit Alleinbesitz.

Betrachtet man die unterschiedlichen Schwerpunkte der religionswissenschaftlichen Forschung, wird deutlich, dass für religionswissenschaftlich Forschende auch Zeitschriften von Bedeutung sind, die anderen Fachgebieten zuzurechnen sind, etwa Zeitschriften zu einzelnen Religionen, durchaus auch aus der christlichen Theologie, desweiteren Zeitschriften der Sozial-, Kultur- und Regionalwissenschaften, der Geschichte und vielen weiteren Fachgebieten bis hin zur Medizin und den Naturwissenschaften.

Somit wird klar, dass neben einem möglichst fundierten Erwerbungsprofil der Nachweis religionswissenschaftlich relevanter (Zeitschriften-)Literatur eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Rolle spielt.

RelBib – Religionswissenschaftliche Bibliografie und mehr

Als zentrale Aufgabe des FID Religionswissenschaft wird die Erstellung, Fortführung und Verbesserung von RelBib betrachtet. Diese umfassende Bibliografie religionswissenschaftlich relevanter Literatur wurde am 24. Juli 2017 in einer Alpha-Version frei geschaltet und erscheint seit Juni 2019 in der aktuellen Portalumgebung, in welcher sämtliche Informationen und Serviceangebote für die Religionswissenschaft unter einer Oberfläche angeboten werden.

Erweiterung des Nachweises religionswissenschaftlicher Aufsätze

Projekt „Sammelschriften“

Seit 2019 katalogisiert der FID Religionswissenschaft die zahlreichen Aufsätze, die in Aufsatzsammlungen (also: Sammelschriften, Festschriften, Kongressbänden u.ä.) verborgen sind, in Relbib und erschließt diese nach Möglichkeit mit Schlagwörtern. Die bessere Auffindbarkeit solcher Beiträge ist ein mehrfach geäußertes dringendes Desiderat aus der religionswissenschaftlichen Fachcommunity.

Projekt „Retrokatalogisierung“

Ebenfalls aus der Fachcommunity stammt der Wunsch, auch Aufsätze älterer Jahrgänge einschlägiger religionswissenschaftlicher Zeitschriften nachzuweisen. Teilweise konnte dies bereits durch Datenlieferungen großer Verlage geschehen, ein Korpus von ca. 40 Zeitschriften wird laufend mit Hilfe semi-automatischer Metadatengewinnung retro-katalogisiert und nach Möglichkeit auch thematisch erschlossen.

Verstärkung der Open-Access-Aktivitäten

Der FID Religionswissenschaft setzt sich für eine verbesserte Online-Zugänglichkeit von Literatur und Forschungsdaten ein. Dafür werden folgende Services angeboten:

Zweitveröffentlichungsservice

Open Journal Plattform

Beratung zu Fragen des Forschungsdatenmanagements

Kooperationen

Mit Hilfe von Kooperationen sucht der FID Religionswissenschaft sein Angebot weiter zu verbessern. Im Zusammenhang mit der angestrebten stetigen Erweiterung der Datenbank RelBib wird dabei die Zusammenarbeit mit Herausgeberteams von Zeitschriften gesucht, wie auch größere Kooperationen mit Institutionen angestrebt.

Kooperative Aufsatzkatalogisierung mit Herausgeberteams

Projekt: Erschließung des REMID-Archiv

Zusammenarbeit mit anderen FID

Eine informelle Zusammenarbeit besteht mit dem FID CrossAsia, dem FID Südasien und dem FID Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien.

Religionswissenschaft begann sich im 19. Jahrhundert als eigenständige Disziplin zu etablieren, nachdem entsprechende Fragestellungen zuvor im Rahmen der systematischen Theologie und der Missionswissenschaft einerseits, in der Ethnologie sowie den literaturwissenschaftlichen Fächern – vor allem der Orientalistik – andererseits behandelt wurden.

In Tübingen hielt der Indologe und Orientalist Rudolf von Roth (1821–1895) regelmäßig Vorlesungen zur Religionsgeschichte. Als gleichzeitiger Leiter der Universitätsbibliothek sorgte Roth für den Aufbau eines Bestands an grundlegenden Werken zu den nicht-christlichen Religionen, wobei die Religionen Asiens einen Schwerpunkt bildeten.

Heute kommt der Religionswissenschaft aufgrund der religiösen Pluralisierung und anderen gesellschaftlichen Entwicklungen erhöhte Bedeutung zu. So erklärt der Wissenschaftsrat in seinen „Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen“ (Drs. 9678-10, Berlin 29. 01. 2010): „Die Besonderheit der Religionswissenschaft liegt weniger in ihrer Methodik oder in der Exklusivität ihres Gegenstandes ‚Religion‘ als vielmehr in ihrem systematischen Anspruch sowie in ihrer komparativen Perspektive, mit der sie empirisch und theoretisch-systematisch religiöse Phänomene innerhalb und außerhalb moderner westlicher Gesellschaften erforscht.“ (ebda. S. 87)

Das Sondersammelgebiet ‚Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft‘ wird seit 1981 von der Universitätsbibliothek Tübingen betreut, es oblag zuvor der Universitätsbibliothek Marburg und wird dort auch heute noch als Sammelschwerpunkt Religionswissenschaft hervorgehoben.

Eine Quantifizierung des älteren Bestandes an religionswissenschaftlicher Literatur ist nicht möglich, da er in früherer Zeit statistisch unter Theologie oder unter den orientalistischen Fächern erfasst wurde.

Seit das Fach als eigenes DFG-Sondersammelgebiet an der UB Tübingen gepflegt wird, wächst der Bestand religionswissenschaftlicher Literatur von anfangs (1981) ca. 250 Bänden bis auf ca. 600 Bände jährlich. Dabei ist zu beachten, dass Werke, die eine oder mehrere der asiatischen und orientalischen Religionen zum Gegenstand haben (Islam, Buddhismus, Hinduismus, Jainismus, Sikhismus u.a) in ihrem jeweiligen regionalen Sondersammelgebiet gesammelt wurden und nicht bei diesem SSG mitgezählt sind, so dass der religionswissenschaftlich relevante Bestand um ein Mehrfaches höher liegen dürfte.